SchneeGestöber 17 2019/20


Gefahrenmuster 9 - Eingeschneiter Graupel


Was ist Graupel und wie wirkt er sich auf die Lawinensituation aus 


Aufgrund der Aktuellen Lage durch den COVID 19 und die dadurch einhergehende Ausgangssperre, bleiben auch wir Schneestöberer zuhause und nutzen die Zeit, euch alte, interessante Profile oder fachliches Wissen zu vermitteln. Wenn man jetzt das Schnee- und Lawinenwissen auffrischt und erweitert, ist man umso besser gerüstet für die nächste Saison  – den die kommt bestimmt. 


Graupel ist eine Kugelförmige Form von Niederschlag. Er entsteht bei Temperaturen um die 0°C bzw. leichten Minusgraden, wenn in der Wolke Wassertropfen an Schneekristalle anklumpen. Die Kügelchen können bis zu 5mm groß werden. Bei einer Korngröße unter 0,1 Millimetern spricht man von Grieseln. Typischerweise treten Graupelschauer im Spätwinter und Frühling bei gewitterartigen Schauern auf. 

Solang Graupel wie auch Oberflächenreif nicht überschneit oder von Treibschnee überdeckt werden, stellen sie kein Problem dar. Wenn aber doch, ist höchste Vorsicht geboten!! Man bezeichnet Graupel nicht umsonst als Schwachschicht die wie ein Kugellager agiert. Denn ungefähr so kann man sich das Abgleiten des Schneebrettes auf der Graupelschwachschicht vorstellen. 

Zudem ist eingeschneiter Graupel eines der schwer erkennbarsten Gefahrenmuster, da man es nur mit dem Blick in die Schneedecke erkennen kann. Aber auch das ist schwierig, den ein paar Meter weiter links, rechts, oben oder unten kann die Schicht bereits nicht mehr vorhanden sein, oder eben schon. 

Zum Glück lagert sich Graupel meist nur kleinräumig in Vertiefungen, Mulden usw. ab. Über eine zusammenhängende, große Fläche findet man eine solche Schwachschicht selten vor. Weiteres treten diese Ereignisse vorrangig im Frühjahr auf, wo die Temperaturen und Strahlung intensiv genug sind, damit eine schnelle Setzung und Verbindung mit der Graupelschicht passiert, was wiederum zu einer raschen Beruhigung der Lawinensituation führt. Somit stellt eingeschneiter Graupel meist nur ein paar Tage ein Problem dar. 

Um eine etwaige Gefahr durch eine vorhandene Graupelschicht zu erkennen, braucht es eine sehr intensive und genaue Wetterbeobachtung sowie Meteorlogisches Grundwissen. 




Entstehung von Graupel:


Wenn in Cumuluswolken unterkühlte Wassertröpfchen auf den fallenden Schneekristall treffen, gefrieren sie am Kristall an und werden zu Graupelkügelchen. Durch vertikale auf und ab Bewegungen in Schauerzellen, können die Graupelkörner erneut aufgewirbelt werden, wobei immer wieder eine neue Schicht anfrieren kann, was das Korn wachsen lässt. Die Graupelkörner wachsen so lange bis sie aufgrund ihres zunehmenden Gewichts zu Boden fallen. 


Bei kälteren Temperaturen gefriert das Wassertröpfchen direkt an den Eis - oder Schneekristall an. Dies verleiht dem Graupelkorn seine milchig weiße Farbe und macht das Korn spröder. 

Bei geringen Minusgraden gefriert das Wassertröpfchen langsamer an, und es bildet sich um den Schneekristall bzw. den bereits angefrorenen Tropfen kurzzeitig eine flüssige Schicht, die verzögert wieder gefriert. Durch diese Schicht bildet sich um den milchig weißen Kern des Graupelkorns eine klare, durchsichtige Oberfläche. Grund dafür ist die Freisetzung von Wärme während des Gefrierprozesses. 

Durch die starken auf und abwinde und den Temperaturabfall, durchqueren die Körner verschieden temperierten Luftschichten was Grund für die klare Eisschicht um dem Korn ist. 



Es gibt drei Arten von Graupel: 



Frostgraupel: 

Dieser entsteht, wenn in einer Schauer- oder Gewitterwolke die Temperatur unter -4 Grad Celsius sinkt, und starke Auf - und Abwinde vorherrschen. 

Frostgraupel hat einen weichen undurchsichtig, milchig weißen Kern, der von einer durchsichtigen Eisschicht ummantelt ist. 



Reifgraupel: 

Entsteht, wenn der Aufwind so stark ist das Winde in 7-8 km Höhe gelangen können, wo Temperaturen um die -20°C bis -30°C vorherrschen. 

Er fällt meist zusammen mit Schneeflocken zu Boden. 



Griesel: 

Ist eine Form von Graupel, allerdings sind die Körner hierbei mit einem Durchmesser von 1 Millimeter oder weniger, viel kleiner. Griesel bildet sich in Schichtwolken (Stratus) und nicht in Cumuluswolken, wie sie bei Schauern auftreten. 


Graupeleinlagerungen an der Schneeoberfläche


Unterschied zu Hagel:


Hagel entsteht im Vergleich zu Graupen wenn Wassertröpfen (nicht Schneekristalle), durch heftige Aufwinde in höhere, kältere Schichten gewirbelt werden und dort zu Eis gefrieren. Dieser Vorgang passiert immer wieder und lässt das Hagelkorn wachsen. Graupel ist weicher undurchsichtig mit einen milchig weißen Kern. Hagelkörner hingegen sind glasig und hart.

Hagel entsteht hauptsächlich im Sommer, wohingegen Graupel in den Wintermonaten und im Frühling entsteht. 

Graupelkörner weisen eine geringere Dichte auf wie Hagelkörner, da sie mehr Lufteinschlüsse haben. Zudem sind sie kleiner mit Maximalgrößen um die 5mm, wohingegen Hagelkörner tennisballgroß werden können.



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