Schneegestöber

Powder:
Nicht alles glänzt was staubt


Gefahrenzeichen von Triebschnee im Gelände wahrnehmen und erkennen.

 


 Der neuerliche Wintereinbruch beginnend am 14.3.21 brachte einiges an Neuschnee samt gewaltigen Powderturns. Das ließ die Lawinengefahr allerdings wieder ansteigen. Die größten Probleme stellten dabei, der frisch gebildete Triebschnee und die zum Teil satten Neuschneesummen dar. Triebschnee kann man im Gelände meist gut erkennen, aber auch dieses Problem kann sich als tückisch erweisen, so wie es in letzter Zeit der Fall war.


Wetterverlauf:


Circa ab dem 10.3.21 stattete uns der Wind mal wieder einen Besuch ab, wodurch die damalige lockere Schneeoberfläche verfrachten wurde und sich frische Triebschneepakete bildeten, die mitunter in Schattenhängen auf lockeren Schichten zu liegen kamen.

Am 14.3.21 marschierte dann ein Nordweststau zu uns herein und brachte stürmischen Wind aus aus nordwestlicher Richtung und einiges an Niederschlag. Neue Treibschneepakete bildeten sich. Durch tiefe Temperaturen und weiteren Niederschlägen inklusive Wind blieb das Problem bestehen und die Lawinengefahr stieg somit am 16. und 17.3.21 in den Hauptniederschlagsgebieten sogar auf vier der fünfstelligen Skala an. Weiteres wurden frische Triebschneepakete stellenweise von lockereren Neuschneeschichten - die ohne Wind fielen- überlagert und waren deshalb nur schwer zu erkennen. Die Situation gestaltete sich dadurch etwas tückisch, denn viele Gefahrenstellen waren im Gelände nicht mehr ersichtlich. Man nahm hauptsächlich den lockeren Pulver an der Oberfläche war, denn der ist natürlich immer sehr verlockend.

Als Schwachschicht kamen lockere Schichten zwischen Krusten, bodennahe Schwachschichten, lockere Neuschneekristalle und die vor dem 14.3. vorhandene lockere Schneeoberfläche in Frage.  Es gesellte sich also auch ein leichtes Altschneeproblem zum Triebschneeproblem dazu.

Die fluffige Neuschneeoberfläche und das traumhafte Pulververgnügen machten es nicht gerade leicht, sich zurück zu halten. Auch wenn ein Triebschneeproblem nicht so tückisch ist wie ein Altschneeproblem, sollte man dennoch auf den Lagebericht achten und gewisse Bereiche konsequent meiden.

Mit Beginn der Schönwetterphase ab dem 23.3.21 beruhigte sich das Triebschneeproblem zunehmend, die Schneequalität zum Schifahren verschlechterte sich durch die Erwärmung leider auch.

 

Worauf sollte man bei einem Triebschneeproblem achten?

 

 Windzeichen: 

 

Wechten:



Wechten sind vor allem kammnah gute Anzeichen von Windverfrachtungen. Durch sie kann man erkennen, wo der Wind den Schnee hingetragen und als Triebschnee abgelagert hat.

Dort, wo sich das überhängende Dach der Wechte befindet, ist die Leeseite – hier wurde der verfrachtete Schnee abgelagert. Die Wechte zeigt uns die Windrichtung an: Der Wind wehte in die Richtung, in die die Wechte überhängt.

Die Luvseite zeigt gegen die Windrichtung. Dort befinden sich abgeblasene, teilweise freigelegte Bereiche, sowie die flache Seite der Wechte.

Kleine Eselsbrücke, wie man sich besser merken kann, welche der beiden - Lee oder Luv- die gefährliche Seite ist: Der Leebereich ist Le(e)bensgefährlich, denn dort liegt der Triebschnee.

 

Windzeichen im Gelände



Dünen:


Sind leichte Wellen an der Schneeoberfläche und eine typische Ablagerungsform von Triebschnee. Die flache Seite der Düne zeigt uns die Luvseite an, dadurch kann man die Windrichtung eruieren, was aber nicht immer deutlich zu erkennen ist. Besser, man meidet diese Bereiche.

 

Windgangeln und -dünen


Gangeln und Sastrugi:


Gangeln sind Schneeformen, die an der Schneeoberfläche bestehen bleiben, wenn der Wind den weicheren Schnee aus der Oberfläche „raus fräst“. Es handelt sich nicht um eine Ablagerungsform, sondern um die teilweise recht harten Schneestrukturen, die stehen bleiben, wenn der Wind den weicheren Schnee weg geweht hat. Die steile Seite zeigt die Luvseite, also die windzugewandte Seite. Die flachere Seite der Gangeln ist die Leeseite. Im direkten Bereich von Gangeln herrscht kein Triebschneeproblem, aber es zeigt uns an, dass Schnee verfrachtet wurde und auch in welche Richtung.

 

Anraum:

An Gipfelkreuzen kann man Anraum häufig beobachten, aber auch auf Felsen, Pflanzen oder anderen Hindernissen. Auch der Anraum ist ein Indiz für die Windrichtung. Dort wo er hinzeigt, kam der Wind her, er wächst also gegen die Windrichtung.

Anraum auf Felsen



Anraum auf dem Gipfelkreuz und am Fels.


Weitere Indizien für Schneeverfrachtungen sind Windfahnen, Windtreiben, Windfegen, usw. Wenn man sie beobachten kann, wird der Schnee gerade frisch verfrachtet.

 

Windfahnen



 Optik und Wahrnehmung: 


Triebschnee wirkt oft etwas matt im Vergleich zu glitzernden, lockerer Neuschnee.

Da das Gelände so gut wie immer recht unregelmäßig in Rinnen, Kuppen, Hügel, Mulden usw. Unterglieder ist, wird Triebschnee oft entsprechend unregelmäßig verteilt. Beim Spuren kann man das gut über die verschiedenen Einsinktiefen wahrnehmen.

Gebundener Schnee kann hart sein, aber auch weich. Ob Schnee gebunden ist, kann mit dem Schaufeltest geprüft werden, man kann aber auch beobachten, ob beim Spuren ein Spursteg stehen bleibt, die Spurränder eher „scharfkantig“ sind, oder ob Risse entstehen.

Weiteres fühlt sich Treibschnee, besonders wenn er kalt und spröde ist, etwas stumpf und „brechend“ an.

 

  Die Sicht:  


Ein entstehendes Triebschneeproblem ist oft mit schlechtem Wetter und schlechter Sicht verbunden. Wenn der Wetterbericht für den geplanten Skitourentag bereits schlechter meldet, bzw. von Eintrübung, schlechter Sicht und Schneefall spricht, sollte man die Tour auch dem Wetter angepasst planen. Nicht nur, weil man sich bei schlechter Sicht verirren und in für die Lawinensituation unpassendes Gelände geraten kann, sondern auch, weil bei schlechter Sicht Gefahrenzeichen und Triebschnee schwer erkennbar sind. Davor sind auch erfahrene TourengeherInnen nicht gefeit!

Eine gute Wahl sind dann Touren im Waldbereich, wo Bäume, Sträucher usw. als Anhaltspunkte für die Orientierung vorhanden sind, oder Touren, die man sehr gut kennt mit flacheren Gelände, in dem auch keine Gefahr herrscht, sich in steile Lawinengefährdete Hänge zu verirren, sowie passende Modetouren, wo man strickt im Hauptkorridor bleibt. Voraussetzung ist natürlich immer, dass man Triebschnee im Gelände überhaupt erkennen kann, ansonsten ist es ratsam, auf den gesichteten Pisten zu bleiben oder sich einen Bergführer zu nehmen.

 


Kann man einen Hang trotz vorhandenen Windzeichen fahren?



Ja, wenn sich der Treibschnee mit der Altschneedecke gut verbunden hat und keine weiteren störbaren Schwachschichten vorhanden sind, kann man einen Hang auch mit noch vorhandenen Dünen, Wechten, oder ähnliches befahren. Wie gut sich der Triebschnee mit der Altschneedecke verbunden hat, muss man natürlich vorsichtig beurteilen. Der Lagebericht gibt hierbei Hilfestellung.

Bei warmen Temperaturen und Sonneneinstrahlung kann sich ein Triebschneeproblem binnen weniger Stunden stabilisieren. Bei kalten Temperaturen und/oder schlechtem Wetter kann es hingegen bis zu mehrere Wochen bestehen bleiben.




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